An die Mutter mit der Zigarette

von
© Rafael Ben-Ari

© Rafael Ben-Ari

Liebe Mutter mit der Zigarette,

als ich neulich in der Stadt war, habe ich dich beobachtet. Du hast dir eine Zigarette angesteckt. Dein Baby saß in einer Bauchtrage, mit seiner Nase keine 20 Zentimeter von deinem Mund entfernt.

Kurz habe ich überlegt, dich anzusprechen. Doch mir haben die richtigen Worte gefehlt. Ich habe den Konflikt gescheut. Für einen Moment dachte ich, dass mich dein Verhalten nichts angeht. Nach einigen Tagen Bedenkzeit schäme ich mich dafür, nicht eingegriffen zu haben. Ich habe weggeschaut und die Gefährdung deines Babys in Kauf genommen.

Es geht mich etwas an. Kindeswohlgefährdung geht uns alle an!

Eltern, die im Beisein ihrer Kinder rauchen, handeln unverantwortlich. Punkt. Ich habe mir die Frage gestellt, warum du in dieser Situation geraucht hast. Deine Aufgabe als Mutter ist es, dein Kind zu beschützen. Du gefährdest dein Kind!

Bist du dir der Konsequenzen nicht bewusst? Weißt  du nicht, dass in einer einzelnen Zigarette mehr als 3.200 chemische Verbindungen stecken, von denen 200 giftig und rund 40 krebserregend sind? Hast du noch nie gehört, dass Passivrauchen oft noch schädlicher ist, als der direkte Zug an der Zigarette? Passivrauchen erhöht das Lungenkrebsrisiko und das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung. Bei Raucherkindern liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Laufe ihres Lebens an Lungenkrebs erkranken sogar bei erschreckenden 70 Prozent.

Im Gehirn zerstört Zigarettenrauch Nervenzellen. Besonders auf die kindliche Hirnentwicklung hat das schwerwiegende Auswirkungen. In einer Studie der Universität Montreal, in der 2.000 Viertklässler untersucht wurden, zeigten sich Kinder aus Raucherhaushalten besonders verhaltensauffällig. Sie fielen durch Aggressionen und antisoziales Verhalten auf. Auch vorübergehende und nur gelegentliche Aufenthalte als Kleinkinder in Umgebungen mit Rauchern zeigten ähnliche Auswirkungen bei den 10-Jährigen.

Vielleicht ist dir diese Studie ebenso fremd, wie die Tatsache, dass passiv rauchende Kinder eine  verstärkte Anfälligkeit für lnfekte der Atemwege, für Ohrenentzündungen und für Asthma zeigen. Raucherkinder erkranken häufiger an Allergien, haben vermehrt Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Schlafprobleme. Hinzu kommt das stark erhöhte Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben.

Dass du draußen geraucht hast, erleichtert dein Gewissen vielleicht etwas. Doch dein Baby konnte dem Rauch trotzdem nicht ausweichen. Einige Eltern bemühen sich, ihren Tabakkonsum von ihren Kindern fernzuhalten. Sie rauchen in der Wohnung und im Auto nur, wenn die Kinder nicht anwesend sind und gehen ansonsten auf den Balkon oder vor die Tür. Diese Maßnahmen senken die Gefährdung zwar etwas, doch an Kleidung, Polstern, in Vorhängen, Teppichen und an Wänden bleiben die giftigen Stoffe haften. Selbst bei Kindern dieser „rücksichtsvollen Raucher“ sind Giftstoffe im Blut nachzuweisen, wie unterschiedliche Untersuchungen gezeigt haben.

Wenn dir die Gesundheit deines Babys am Herzen liegt, dann rauchst du unter keinen Umständen in der Wohnung, im Auto und vor allem nie in Anwesenheit deines Kindes. Gelegenheiten gibt es über den Tag verteilt genug. Wenn dein Baby schläft, später wenn es im Kindergarten, der Schule oder bei Freunden ist. Dann kannst du dir den Moment gönnen, dich vor die Tür stellen, eine Zigarette rauchen, dich danach umziehen und dein Kind mit gutem Gewissen in den Arm nehmen.

 

In Deutschland ist mehr als jedes zweite Kind, unter sechs Jahren, im eigenen Elternhaus Passivrauch ausgesetzt. Der Gesetzgeber unternimmt nichts dagegen, obwohl Studien längst belegen, dass Zigarettenrauch das „gefährlichste Umweltgift“ ist. Umso wichtiger ist Aufklärung. Schaut nicht weg, wenn Eltern ihre Kinder gefährden!

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Kommentare (1)

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  1. taps sagt:

    Genau so ist es! Meine Mutter hat in den 70-ern in der Schwangerschaft geraucht. Ich wurde schon nach 3 Wochen gezwungen, Kuhmilch aus der Flasche zu trinken, was starke Koliken verursacht hat, da ich mich mit Widerwillen von der nikotinangereicherten Muttermilch abgewendet hatte. Die Ärzte damals hatten keine Ahnung von irgendetwas und meinten nur ich wäre “ zu faul“ um an der Brust zu trinken.
    Die sehr schmerzhaften Mittelohrentzündungen seit frühester Kindheit sind unzählbar. Bis heute habe ich eine Belüftungsstörung in den Ohren und muss bald zum 4. Mal wegen Cholesteatom (chron. Knocheneiterung) im Mittelohr operiert werden. Diese kann tödlich verlaufen falls nicht operiert wird. Hören tue ich auch schlecht.
    Mein Immunsystem ist nicht gut, ich habe Autoimmunstörungen und daraus folgend unzählige Fehlgeburten hinter mir.
    Ständige Probleme mit Nebenhöhlen und den Ohren wohl bis ans Lebensende. Höheres Risiko an Krebs zu erkranken.
    Dafür kann ich mich bei meiner rauchenden Mutter „bedanken“.
    Meine Schwester bei der sie nicht rauchte, hat all diese Probleme nicht.

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