Stillen: Mama, halte durch

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In Deutschland entscheiden sich 90 Prozent der Mütter dafür, ihr Baby nach der Geburt zu stillen. Nicht immer funktioniert von Anfang an alles, wie erwünscht und so wird oft nach kurzer Zeit schon abgestillt.

Symbolbild Stillen Mama, halte durch PantherMedia Peter Müller

Symbolbild Stillen Mama, halte durch PantherMedia Peter Müller

Muttermilch ist in den ersten Lebensmonaten eines Säuglings die gesündeste Nahrungsquelle. Das ist längst bewiesen. Wertvolle Abwehrstoffe zur Vorbeugung von Krankheiten und Allergien stecken in ihr. Eine stillende Frau in der Öffentlichkeit ist auch in Deutschland kein seltener Anblick mehr. Die Industrie hat sich mit diesem Thema befasst und von Stillkissen, speziellen BHs, über Milchpumpen, Fußschemel, bis hin zu Stilleinlagen alles erfunden, was das Stillen angenehmer macht.

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“Mütter wissen nicht mehr, wie Stillen funktioniert”

Doch obwohl die Stillende in Deutschland längst integriert zu sein scheint, wechseln die meisten Mütter bereits nach wenigen Wochen auf Fertignahrung aus dem Fläschchen. Sie scheinen verunsichert, ob die Milch noch ausreicht, haben Probleme, etwa mit wunden Brustwarzen, und wissen nicht, an wen sie sich diesbezüglich wenden können. “Die Mütter wissen einfach nicht mehr, wie das Stillen funktioniert”, so die Hebamme Anna Schuster. Als man in Deutschland noch in Großfamilien lebte, konnten sich junge Mütter das Stillen von Schwester, Tante, Cousine oder Mutter abschauen und sich von eben diesen Tipps geben lassen. Heute ist der Mehrgenerationen-Haushalt eine Seltenheit und junge Mütter stehen mit ihren Fragen oft allein da. Was die meisten von ihnen nicht wissen: Sie haben ein Anrecht auf eine professionelle Stillberatung. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine Nachsorgehebamme und viele Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich. In Stillgruppen, die inzwischen in vielen Geburtshäusern und Kliniken angeboten werden, können sich stillende Frauen austauschen und von einer erfahrenen Leiterin Ratschläge einholen. Bereits während der Schwangerschaft kann man an einem solchen Kurs teilnehmen und sich über das „Stillen von Anfang an“ informieren.

Schutz vor Krankheiten, aber kein Schutz vor einer Schwangerschaft

Sollten während der Stillzeit Probleme auftreten, ist dies in den meisten Fällen kein Grund, das Kind abzustillen. Kleine Hausmittelchen, wie etwa Wollfett gegen wunde Brustwarzen oder Quarkwickel bei einem Milchstau schaffen schnelle Abhilfe und das regelmäßige Anlegen unterstützt den Heilungsprozess zusätzlich. Neben den vielen Vorteilen, die Muttermilch für das Baby liefert, gibt es auch einige für die Mutter: Nach der Geburt bildet sich die Gebärmutter schneller zurück, dazu gewonnene Pfunde schmelzen durch den erhöhten Kalorienbedarf quasi im Nu. Auch das Brustkrebs- und auch Herzinfarkt-Risiko sinkt durch das regelmäßige Stillen deutlich.

Mit dem Zufüttern von Beikost sollte man erst im sechsten Lebensmonat des Babys beginnen. Bis zu dieser Zeit wird der Nährstoffbedarf völlig durch die Muttermilch gedeckt. Die Voraussetzung dafür ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung der Mutter. Mitgifte, wie bestimmte Medikamente, Nikotin oder Alkohol in großen Mengen sind während der Stillzeit tabu.

Stillen bietet entgegen einiger Behauptungen übrigens keinen sicheren Schutz gegen eine erneute Schwangerschaft. Rat zu alternativen Verhütungsmethoden, die die Produktion und Konsistenz der Muttermilch nicht beeinträchtigen, gibt es beim Frauenarzt.


So stillt die Welt – Mütter, die nach der Geburt ihres Babys Stillen:

Schweden: 97 Prozent
Brasilien: 93 Prozent
Neuseeland: 92 Prozent
Deutschland: 90 Prozent
China: 77 Prozent
Bolivien: 62 Prozent
Ägypten: 46 Prozent
Kuba: 46 Prozent
Bangladesh: 45 Prozent
Japan: 40 Prozent
Kroatien: 24 Prozent
Kambodscha: 15 Prozent

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