Warum ich meine Kinder verwöhne

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Meine Großmutter hat mich schon mehrfach davor gewarnt, meine Kinder zu „verwöhnen“. Das Risiko wäre groß, dass sie mir auf der Nase herumtanzen, das Familienbett nie verlassen und völlig verweichlichen würden. Ich müsse härter durchgreifen, die Kinder für ihr Fehlverhalten bestrafen, konsequent bleiben. Konsequent bin ich in meiner Erziehung. Konsequent liebevoll.

Symbolbild Warum ich meine Kinder verwöhne © Bildagentur PantherMedia leszekglasner

Symbolbild Warum ich meine Kinder verwöhne © Bildagentur PantherMedia leszekglasner

Nach der Trennung von meinem Mann und dessen Auszug habe ich mit meinen Kindern regelmäßig eine Kinderpsychologische Praxis aufgesucht. Ich wollte abgeklärt wissen, dass meine Kinder die Veränderungen gut verarbeiten. Was mir die Psychologin im Ergebnisgespräch mitteilte, bestärkte mich einmal mehr in meiner Auffassung von Erziehung:

„Ihre Kinder sind sehr gefestigt und stark. Das spricht dafür, dass sie in den letzten Jahren viel Liebe und Zuneigung erfahren haben und aus diesem Energiespeicher nun schöpfen können.“

Inhaltsverzeichnis

Liebe stärkt

Veränderungen gehören zum Leben dazu, ebenso wie Abschiede, Niederlagen und manchmal auch Rückschritte. Seine Kinder vor diesen Erfahrungen zu beschützen ist (leider) nicht immer möglich. Sie zu stärken, ihnen Halt zu geben und sie darauf vorzubereiten hingegen schon – und meiner Meinung nach auch sehr wichtig und richtig.

Selbstzweifel und konstruktive Kritik können hilfreich sein – sie bewahren vor Stillstand. Doch dürfen diese nicht alltäglich werden oder Überhand nehmen. Kinder sollten stets mit dem Wissen aufwachsen leben, dass es immer Menschen geben wird, die sie lieben und von denen sie Hilfe annehmen können. Egal, ob sie etwas angestellt haben oder ob sie einer Herausforderung alleine (noch) nicht gewachsen sind. Nie sollten sie den Eindruck gewinnen, falsch zu sein oder weniger wert, als andere. Die Gewissheit, geliebt zu werden, hilft Kindern auf dem Weg ins Erwachsenenleben sehr viel mehr, als manch einer denkt.

Liebe beschützt

Meine Kinder haben von Anfang an im Familienbett geschlafen. Zu fünft, teilweise plus Hund, haben wir viele Nächte kuschelnd Seite an Seite verbracht. Heute teilen sich die drei Kinder ein Zimmer und darin oft ein großes Geschwisterbett. Auch an den Papa-Wochenenden, alle 14 Tage, schlafen sie zusammen mit ihrem Vater in unserem ehemaligen Familienbett. Bekannte und Verwandte haben diesbezüglich schon oft Bedenken geäußert oder uns sogar Vorwürfe gemacht. Auch, dass der Jüngste mit seinen viereinhalb noch regelmäßig unter meine Decke geschlüpft kommt, finden viele Menschen in meinem Umkreis befremdlich. Kinder in dem Alter sollten in einem eigenen Zimmer schlafen, finden sie. Er würde so niemals lernen, alleine zu schlafen – ich würde Schlafprobleme provozieren.

Ich sehe das aus einem anderen Blickwinkel. Das Bett ist der Ort, an dem wir zur Ruhe kommen und neue Kraft für den nächsten Tag tanken. Diese Ruhe sollte durch nichts gestört werden. Nicht durch negative Gedanken, nicht durch Ängste und auch nicht durch Instinkte. In einer Gruppe zu schlafen ist für die Spezies Mensch natürlich und das Gefühl, beschützt zu sein, hilft dabei, in einen gesunden und erholsamen Schlaf zu finden.

Ich wünsche meinen Kindern und auch mir eine ruhige Nacht. Warum sollte ich diese stören, durch irgendwelche Regeln, die besagen, dass Erwachsene und Kinder getrennt voneinander schlafen sollen. Während es völlig normal und in der Gesellschaft akzeptiert ist, dass Paare ein Bett teilen, sollen Kinder alleine und ohne körperliche Nähe schlafen. Ich verstehe die Logik dahinter nicht.

Liebe beruhigt

Vor allem bei meinen beiden Söhnen beobachte ich, dass sie negative Gefühle durch Wut zum Ausdruck bringen. Das mühsam erbaute Legoflugzeug ist heruntergefallen, in der Schule war die Lehrerin ungerecht, der Nachbarsjunge feiert Kindergeburtstag und Sohnemann hat keine Einladung bekommen.

Ich sehe, wie es in meinem Kind brodelt. Jeden Moment droht ein Wutanfall. Manchmal ist es auch bereits zu spät und die Bombe ist geplatzt. Da hilft bei meinen Söhnen nur: Eine feste Umarmung, viel Liebe und Verständnis.

Auch, wenn manche Katastrophen in meinen Augen Nichtigkeiten sein mögen. Aus Kinderaugen betrachtet gibt es in diesem Moment nichts Schlimmeres. In meinen Armen darf gemotzt werden und geweint und meistens wird sich dann ganz schnell wieder beruhigt. Liebe beruhigt und erdet. Der schlimmste Sturm kann überstanden werden, wenn man nur Menschen in seiner Nähe hat, die einem das Gefühl geben, etwas wert zu sein und geliebt zu werden.

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