Arbeitsplatz Traumstand: Als Digitaler Nomade unterwegs
Sie sind Blogger, Grafiker, Journalisten und vor allem eins: FREI. Digitale Nomaden arbeiten nicht von einem festen Platz aus. Sie reisen um die Welt und arbeiten überall dort, wo es die Internetverbindung zulässt. Viele Menschen sehnen sich nach einem Job, der sie erfüllt. Acht Stunden am Tag im Büro sitzen, den Drehstuhl höchstens verlassen, um zum Kopierer oder zur Kaffeemaschine zu laufen – das klingt nicht sonderlich erstrebenswert.
Inhaltsverzeichnis
Rund 70 Prozent der Arbeitszeit am Schreibtisch
Natürlich ist das etwas überspitzt dargestellt. Mein letzter Job, als Leiterin einer Marketingabteilung, war durchaus abwechslungsreicher. Ich musste Rücksprachen mit Kollegen aus anderen Abteilungen halten, Werbefotos- und Filme machen und Messen besuchen.
Etwa 70 Prozent meiner Arbeitszeit saß ich aber eben doch auf diesem typischen schwarzen Drehstuhl, starrte auf den Monitor und warf hin und wieder einen Blick auf die Fotos meiner Kinder, die wie ein Mahnmal auf meinem Schreibtisch standen. „Mama, halte durch!“, schienen sie mir zu sagen. Jeden Tag wurde ich ein Stückchen frustrierter und unglücklicher.
Die Unzufriedenheit wächst
Wofür hatte ich eigentlich studiert und meine Ausbildung zur Redakteurin gemacht? Ich wollte etwas bewegen, informieren, aufklären, die Welt bereisen, frei sein. Nun saß ich täglich meine Stunden ab, entwickelte wieder neue Werbe- und Marketingstrategien, um dem Unternehmen zu noch mehr Umsatz zu verhelfen.
Die Profit- und Machtgeilheit meines Chefs kotzte mich regelrecht an. Statt ihm das vor den Kopf zu knallen, nickte ich brav und handelte in seinem Interesse. Bis zu dem Tag, an dem sich mein Chef als sozial inkompetentester Mensch des Universums entpuppte und mich vor die Tür setzte.
Man ist und bleibt austauschbar
Was folgte, war ein kurzes Telefonat von Deutschland nach Australien. Am Folgetag hatte ich meine Kündigung im Briefkasten. Von Existenzängsten gequält konnte ich nicht mehr schlafen. Wochenlang hing ich völlig durch. Ich war auf diesen Job angewiesen, auf das Geld. Wie sollte ich die Wohnung im teuren Stadtviertel weiterhin finanzieren? Wie sollte ich den Kindern erklären, dass der Sommerurlaub flachfallen würde?
Ich war am Ende. Ich fiel in eine schwere Depression, sah keinen Ausweg mehr und ging schließlich für acht Wochen in eine stationäre Behandlung. In dieser Zeit schöpfte ich neue Energie, Mut und entwickelte eine Zukunftsperspektive. Meine Kinder stehen für mich an erster Stelle. Ehe ich zulasse, dass ihnen geschadet wird, verzichte ich lieber auf jeden Job dieser Welt! Ich habe richtig gehandelt und das Beste aus der Situation gemacht.
Mein Arbeitsplatz ist die ganze Welt
Heute lebe ich als digitale Nomadin. Ich leite dieses Blogazin und schreibe als freie Journalistin für andere Blogs und Magazine. Meine Arbeitszeiten sind flexibel, mein Arbeitsplatz überall dort, wo es die Internetverbindung zulässt. An vielen Tagen in meinem Arbeitszimmer, an anderen im Park, im Garten, am Strand oder in einem Café.
Außerdem habe ich zwei Wochen lang Freunde in ganz Deutschland besucht und deren PC für meine Arbeit genutzt. Abends haben wir schöne Unternehmungen gemacht und die Zeit genossen. Im nächsten Sommer ist ein mehrwöchiger Auslandsaufenthalt mit den Kindern geplant. Auch dort werde ich Arbeit, Familie und Freizeit verbinden. Ich arbeite vielleicht etwas mehr, als früher. Aber wesentlich selbstbestimmter und glücklicher!
Jeden Tag aufs Neue selbst motivieren
Später sind es das Finanzamt und das Gewerbeamt. Kunden müssen akquiriert, Rechnungen geschrieben, Werbemaßnahmen geplant und die Steuer abgegeben werden. Kontenführung und Buchhaltung haben mir schon auf dem Wirtschaftsgymnasium keinen Spaß gemacht.
An manchen Tagen schiebe ich den Papierkram einfach vor mir her. Am Ende bereue ich das, weil ich dann umso mehr abzuarbeiten habe. Eine gute Planung und Organisation sind also ebenso wichtig, wie die Motivation.
Existenzgründer sollten sich weiterbilden
Für Existenzgründer bieten sich Workshops und Seminare an, die teilweise vom Arbeitsamt oder Jobcenter bezahlt werden. Auch bei der Erstellung des Businessplans können diese hilfreich sein. Für Menschen, die aus Arbeitslosengeld 1 heraus gründen, kommt eventuell ein Gründerzuschuss in Frage. Wer auf Dauer reisen möchte, muss sich Gedanken über seine Meldeadresse machen und sich über Formalitäten bei den zuständigen Behörden informieren.
Man kann es schaffen, wenn man nur will
Langfristig müssen Blogger zusehen, dass sie Kooperationspartner und Werbekunden gewinnen. Der eigene Blog muss möglichst gut geklickt werden. Soziale Netzwerke helfen bei der Vermarktung. Journalisten, Grafiker und andere kreative Freiberufler müssen Klinken putzen und sich ein Netzwerk und langfristig einen festen Kundenstamm aufbauen und diesen pflegen.
Von nichts kommt nichts und das Leben als digitaler Nomade ist nicht nur „easy“ und „chillig“. Wer sein Ziel fest vor Augen hat, kann es jedoch schaffen, Arbeit und Freiheit zu kombinieren und am Ende den Job zu haben, der einen erfüllt.