Das Geheimnis zufriedener Babys

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Das Geheimnis zufriedener BabysNora Imlau widmet sich auch in ihrem zweiten Buch dem bedürfnisorientierten Eltern-Sein vorrangig im ersten Lebensjahr des Babys.

Weil, wie sie im Vorwort schreibt, gerade beim ersten Kind „einfach auf sein Herz hören“, durch unsere Prägungen, Ängste und Hoffnungen oft eben gar nicht so einfach ist, stellt sie einen kleinen Katalog aus teilweise vergessen gegangenen Nähe-Punkten zusammen, die sie „die sieben Geheimnisse einer glücklichen Babyzeit“ nennt.

Diese lauten:

  1. Liebevoll begrüßen – der Geburtsvorbereitungskurs, was macht die Hebamme, wie finde ich eine gute Hebamme, wie kann ich mich insgesamt auf die Geburt vorbereiten und wie heiße ich unser kleines Wunder willkommen? Wie gestalte ich die Kennenlernzeit?
  2. Mamas gute Milch – Stillen, der Start und die Schwierigkeiten, die auftreten können, Stillen und andere Kost, was, wenn es gar nicht klappt, Fläschchen nach Bedarf, wie ist das mit dem Essen; wie lange stille ich überhaupt, Langzeitstillen
  3. Gemeinsam gut schlafen – wie schlafen Babys, das Familienbett und seine möglichen Ausprägungen
  4. Babys verstehen – was will mir mein Baby mitteilen ? Was, wenn es weint ? Wie kann ich mein Baby begleiten und verstehen?
  5. Ins Leben tragen – warum fühlt sich das Baby getragen oft am wohlsten, was ist mit Tragetuch, Tragehilfe?
  6. Liebevoll betreuen – rund um die frühe Kinderbetreuung, großfamilienin- und -extern
  7. Zufriedene Eltern – wie sieht Bedürfnisorientierung auch für die Eltern aus ? Wie sorge ich gut für mich als Eltern eines Säuglings/Babys und darüber hinaus?

Übersichtlich, klar und strukturiert zeigt sie in den vom Aufbau her an Sears‘ sieben B’s des Attachment Parenting orientierten Punkten bindungsstärkendes Miteinander auf, zeigt, was es für Möglichkeiten gibt und ergänzt dies auflockernd durch ihre eigenen Erfahrungen mit ihren beiden Töchtern. So geht es darum, warum Babys tags und nachts unsere Nähe wollen und wie wir sie besser verstehen. Imlau versucht, die Eltern beim Finden ihrer Kompetenzen zu stärken, wie sie die Bedürfnisse ihres Babys erfüllen und für eine gute Bindung sorgen können, ohne ihre eigenen Bedürfnisse dabei aus den Augen zu verlieren. Immer wieder verweist sie auch darauf, was man tun kann, wenn es vielleicht ein bisschen anders kam als vorgestellt; z.B. nach Kaiserschnitt oder bei einem verkorksten Stillstart, und darauf, dass es letztlich kein Patentrezept für irgendetwas gibt, weil alle Babys unterschiedlich sind. So kann „Hör auf Dein Herz“ nach und nach mit Bindung und Erfahrung gefüllt entstehen.

Imlau gibt einen guten Ein- und Überblick über das, was aus den USA kommend nach Dr. Sears „Attachment Parenting“ genannt wird, und ihre Sicht dazu. Die einzelnen Passagen beleuchten möglichst prägnant viele unterschiedliche Möglichkeiten. So bekommen junge Eltern einen guten Überblick, ohne detailüberfordert zu werden. Die Verweise auf entsprechende Ansprechpartner wie Hebamme, Still- oder Trageberaterin und andere Hinweise, um ins Tun zu kommen, fehlen nicht. Da hebt es sich sehr angenehm von vielen anderen Büchern ab, die entweder auf der Metaebene verbleiben, ohne den Eltern etwas akut Anwendbares an die Hand zu geben, oder die alternativ hauptsächlich mit Rat-Schlägen aufwarten. Durch Imlaus eigene Erfahrungsberichte ist es zudem ein sehr persönliches Buch.

Etwas einschränkend empfinde ich dies inzwischen lediglich beim Betreuungskapitel, Nr. 6. Es wird ein wirklich umfassender Einblick in die möglichen familienergänzenden Betreuungsmöglichkeiten gegeben, mit Fokus schon eher auf der Inanspruchnahme von verstärkter U3-Betreuung, mehr denn auf Nichtinanspruchnahme. Das trifft natürlich einen Nerv, entspricht dies doch auch der Lebenswirklichkeit Vieler in den letzten Jahren und der gesellschaftspolitischen Landschaft. Die gute, AP-nahe U3- Betreuung, die Imlau selbst für ihre Töchter gefunden hat, ist im beschaffungswahnsinnsgeprägten Deutschlands im Zeitalter der Betreuungsplatzgarantie leider noch (oder manchmal vielleicht auch gerade deswegen) alles andere als die Regel und oft nach wie vor standort- oder portemonnaie-abhängig . Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile glücklicherweise häufig alternative Einrichtungen, die das Berliner Modell nicht in wenigen Tagen oder maximal 2-3 Wochen abhandeln, sondern Kindern (und ggf. Eltern) Zeit lassen. Denn auch hier ist doch jedes Kind in seinem Tempo (welches vielleicht auch gar nicht bedeutet), gerade in diesem sensiblen Bereich.

Insgesamt ein sehr guter und fundierter Ratgeber, sehr empfehlenswert v.a. für Ersteltern oder diejenigen, die beim zweiten oder dritten Kind Dinge anders machen wollen.

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Nora Imlau, Das Geheimnis zufriedener Babys, 2013 im GU-Verlag erschienen, 192 Seiten, mit Schwarz-Weiß- Baby/Mama-Fotos und passenden Liedtexten angenehm illustriert. NP: 19,99 Euro.

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