Die sexualisierte Brust und Stillen in der Öffentlichkeit

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Über kaum ein anderes menschliches Körperteil gibt es so kontroverse Diskussionen, wie über die weibliche Brust. Was dabei oftmals vergessen wird: Ohne sie und ihre Fähigkeit, Muttermilch zu produzieren, hätte die Menschheit nicht überlebt. Die weibliche Brust ist Nährquelle für neues Leben und ein wahres Wunderwerk der Natur…

Symbolbild BH´s © Bildagentur PantherMedia Wavebreakmedia ltd

Symbolbild BH´s © Bildagentur PantherMedia Wavebreakmedia ltd

Auf Werbeplakaten, im Fernsehen und in Magazinen dürfen wir täglich nackte Brüste bestaunen. Sie sollen uns sexuell erregen und zum Kauf anregen. Längst ist es zur Normalität geworden, dass Promis „versehentlich“ ihre Brustwarzen auf dem roten Teppich präsentieren – von „den Waffen einer Frau“ ist die Rede. Die Sexualisierung der weiblichen Brust geht so weit, dass bereits Kleinkinder in Badeanzüge oder Bikinis gesteckt werden, um die kleinen Oberkörper zu bedecken. Dabei ist dort bis zur Pubertät nichts anderes zu sehen, als bei gleichaltrigen Jungen.

Inhaltsverzeichnis

BHs für Siebenjährige

Jüngst hat Primarkt einen BH für Siebenjährige herausgebracht. Unter dem Namen „My first Bra“ können nun schon Grundschulkinder erleben, wie sich dieses Kleidungsstück anfühlt, auf das viele Frauen liebend gerne verzichten würden. Doch sobald eine Brust etwas hängt oder sich eine Brustwarze auf dem Shirt abzeichnet, ist das Getuschel groß. Also wird gepresst und gepusht, was das Zeug hält.

Dass BHs für die Brust ungesund sind und vor allem Bügel-BHs das Brustkrebsrisiko um ein Vielfaches erhöhen, wissen viele Frauen gar nicht. Spätestens mit Eintritt der Pubertät bekommen sie ihren ersten BH geschenkt und lernen, dass sie darauf stolz sein dürfen.

Als „weibliche Waffen“ abgestempelt

Brüste darf man entblößen und präsentieren, formen und operieren, wenn man dadurch ein gewisses Ziel – sei es Prominenz oder einen lukrativen Job – erreichen kann. Ebenso darf man Brüste entblößen, um potenziellen Partnern den Kopf zu verdrehen. An nackten Brüsten am Strand stören sich auch nur wenige Menschen. Das ist alles Gesellschaftskonform, ruft zumindest nur wenige Gegner auf den Plan, die sich wirklich darüber aufregen.

Stillen in der Öffentlichkeit – für viele ein Tabu

Wird die Brust jedoch zu einem anderen Zweck entblößt – nämlich um ein Kind zu stillen – reagieren viele Menschen angeekelt, verärgert oder verstört. Mit dieser natürlichen Funktion der weiblichen Brust wollen sie nicht konfrontiert werden. Das dürfen Mütter ruhig hinter verschlossenen Türen tun, aber bitte nicht in der Öffentlichkeit. In welcher Welt leben wir, in der Cafés dafür gefeiert werden, „stillfreundlich“ zu sein? Sollte es nicht das Normalste überhaupt sein, dass eine Mutter jederzeit und an jedem Ort ihr Kind nähren darf, wenn dieses Hunger oder Durst hat? Warum soll sie sich dafür verstecken? Leider gibt es in Deutschland kein Gesetz, das stillende Mütter schützt.

So dürfen Restaurants, Cafés, Kaufhäuser und Geschäfte von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und stillende Frauen vor die Tür setzen, wenn sich Kunden davon gestört fühlen. Erstaunlich sind auch die vielen negativen Kommentare in sozialen Medien. Dort werden Frauen angegriffen, beschimpft und beleidigt, die Stillfotos posten. Gleichzeitig werden Fotos von halbnackten Frauen, die sich am Strand räkeln geliked – eine merkwürdige Doppelmoral.

Muttermilch – ein faszinierendes Lebenselixier

Die Brust einer stillenden Frau produziert täglich ein faszinierendes Lebenselixier. In der wohl temperierten Muttermilch steckt alles, was ein Baby zum Wachsen braucht: Wasser, ungesättigte Fettsäuren, Eiweiß, Kohlenhydrate und eine Vielzahl an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Sie stillt Hunger und Durst und stärkt darüber hinaus das Immunsystem des Säuglings. Muttermilch passt sich in Menge, Konsistenz und Zusammensetzung immer wieder automatisch an die Bedürfnisse des Säuglings an. Längst sind sich Wissenschaft und Forschung einig, dass Muttermilch die gesündeste Nahrung für ein Baby ist – vorausgesetzt die Mutter führt einen gesunden Lebensstil.

Rufschädigung in den 1950er Jahren

In den 1950er Jahren wusste man von alledem nichts und war der Überzeugung, optimierte Ersatznahrung sei das Beste für ein Baby und so brachte man massenweise Mütter dazu, gar nicht erst mit dem Stillen zu beginnen. Stillen sei nur für die arme Unterschicht, die sich keine Ersatznahrung leisten könne, geeignet – verbreiteten Medien, Werbekampagnen, Ärzte und Krankenschwestern. Lediglich 25 Prozent der Neugeborenen wurden damals gestillt und so hat diese natürliche Ernährungsform einen schlechten Ruf bekommen, der bis heute nachwirkt.

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