Ein Haus aus Stroh

Der Einzug ins Eigenheim kann zahlreiche Vorteile bieten. Nicht nur finanziell kann sich ein eigenes Haus monatlich positiv auf das Familienleben auswirken. Auch sind die gestalterischen Freiheiten wesentlich größer. Wer sich für einen Neubau entscheidet, steht vor einer riesigen Auswahl an Anbietern und Möglichkeiten. Ungewöhnlich, aber einen zweiten Blick wert ist Stroh als Baumaterial.

Symbolbild Ein Haus aus Stroh © Bildagentur PantherMedia PetroP

Symbolbild Ein Haus aus Stroh © Bildagentur PantherMedia PetroP

Da sagte der Wolf: „Dann will ich husten und will pusten und blas dir dein Haus ein.“ Und er hustete und er pustete und blies das Haus ein. So instabil wie im Märchen der drei kleinen Schweinchen sind Strohhäuser keinesfalls. Im Gegenteil – sie sind sogar richtig widerstandsfähig. Häuser aus Stroh stellen eine gesunde Alternative zu Beton- und Steinbauweise dar. Wer glaubt, Insekten und Nagetiere könnten sich an den vier Wänden vergreifen irrt und auch das Vorurteil, Strohhäuser würden in wenigen Minuten lichterloh brennen, bewahrheitet sich nicht.

Inhaltsverzeichnis

Holzständerwerk sorgt für Stabilität

Obwohl Strohhäuser dank Holzständerwerk robust sind und ihre Wärmedämmung mit modernen Passivhaus Standards mithalten kann, sie zudem in Punkto Preis und Umweltfreundlichkeit punkten, fristen sie in Deutschland ein Nischendasein. Laut dem Fachverband Strohballenbau in Lüneburg gibt es bundesweit bislang nur etwa 100 Strohhäuser.

Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass Stroh als alternatives und umweltfreundliches Baumaterial noch weitestgehend unbekannt ist. Nur wenige Hausbaufirmen bieten Strohhäuser an und auch im Bekanntenkreis können nur wenige künftige Bauherren auf Erfahrungsberichte zum Thema „Bauen mit Stroh“ zurückgreifen. Dank der verstärkten ökologischen Ausrichtung des Bausektors wird das Bauen mit Stroh auch hierzulande aktuell wiederentdeckt.

Trend zum Strohhaus kommt aus den USA

Wie viele andere Trends kommt auch der Strohballenbau aus den USA, wo er sich im 19. Jahrhundert mit Einführung der Strohballendampfpresse entwickelte. Die ersten Strohballenhäuser entstanden in Nebraska, einem Gebiet in dem es riesige Getreidefelder gibt.

Vor allem in holzarmen Gebieten hat sich diese Bauweise in den folgenden Jahrzehnten weiterverbreitet. Der Baustil wird daher bis heute noch Nebraska-Stil genannt. 1936 traute man sich erstmals an zweistöckige Strohhäuser, welche durch eine Holzkonstruktion verstärkt wurden.

Schadstoffarmes Baumaterial

Bei der Produktion der Strohballen werden kaum Schadstoffe produziert, was die Strohballenbauweise konkurrenzlos umweltfreundlich macht. Stroh ist ein Ernte-Abfallprodukt und von der Natur völlig abbaubar. Der sehr gute Dämmwert hilft, Heizenergie zu sparen. Stroh ist in Deutschland in großen Mengen verfügbar, der Rohstoff wird in den nächsten Jahren nicht knapp und ist preislich fast unschlagbar. Für Landwirte ergibt sich durch den Verkauf von Stroh, das in der Viehzucht kaum noch Verwendung findet, eine interessante Ertragsquelle – die bislang allerdings erst wenige Produzenten für sich entdeckt haben.

Neben Stroh ist Holz ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Bauweise. Holz von regionalen Anbietern bietet sich für diese umweltbewussten Häuser ideal an. Das Gleiche gilt für den benötigten Lehm. Kaum eine andere Bauweise ermöglicht eine so positive Ökobilanz wie das Strohballenhaus.

Risiko für Insektenbefall gering

Bei fachgerechtem Aufbau brauchen Stroh-Hausherren keinen Insektenbefall zu befürchten. Wichtig sind eine rasche Verarbeitung des Strohs und ein schnelles und rissfreies Verputzen der Wände.Auch das Milieu für Schimmelbefall – Feuchtigkeit, Wärme und wenig Belüftung – ist dann nicht gegeben. Brandschutztests haben gezeigt, dass eine Strohwand, welche mit Lehmputz versiegelt wurde, Flammen etwa 90 Minuten Stand hält. Die Außenwände werden je nach persönlicher Vorliebe entweder mit Kalkputz oder mit Holzverkleidung versehen.

Kein billiges Unterfangen

Stroh als Baumaterial ist zwar kostengünstig vom regionalen Landwirt zu beziehen, alle weiteren Bau- und Handwerkerkosten liegen jedoch im Normalbereich. So sind die Kosten für diese Bauweise vergleichbar mit anderen ökologisch bewussten Bauweisen und liegen bei etwa 1.800 bis 2.500 Euro / Quadratmeter ohne Nebenkosten. Das Bauen mit Strohballen ist also durchaus eine hochwertige Bauweise.

Wer auf die Idee kommt, ein Strohballenhaus in Eigenregie zu bauen, sollte sich zunächst fortbilden, um Baumängel zu vermeiden und langfristig Spaß am Eigenheim zu haben. Eine Ausbildung zur „Fachkraft Strohbau (FASBA)“ bietet beispielsweise der Fachverband für Strohballenbau Deutschland e. V. an. Die Kurse finden im Frühjahr und Herbst statt, weitere Infos dazu erhält man auf der Website der Bildungswerkstatt für nachhaltige Entwicklung, unter www.biwena.de

Über die Autorin ()

Hinterlasse eine Antwort