Guerilla Gardening: Der grüne Kampf

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Wenn die Sonne untergeht, werden sie aktiv. Ihre Waffen: Schaufeln, Haken und Gießkannen. Ihre Munition: Samen und Setzlinge. Ihre Mission: Verwilderte Grünflächen in der Großstadt verschönern. Ihr Name: Guerilla Gärtner. Brach liegende oder verwilderte Seitenstreifen, Verkehrsinseln oder Pflanzkübel gibt es in jeder Stadt zur Genüge. Ambitionierte Hobby-Gärtner ohne eigene Gärten ebenfalls.

Symbolbild Guerilla Gardening Der grüne Kampf © Bildagentur PantherMedia markusspiske

Symbolbild Guerilla Gardening Der grüne Kampf © Bildagentur PantherMedia markusspiske

Inhaltsverzeichnis

Treffen beide aufeinander, kann sich das Ergebnis sehen lassen:

Wo zuvor noch vertrocknetes Unkraut wucherte, entfalten kurz darauf prachtvolle Blumen ihre Blüten. Guerilla Gärtner machen graue Betonwüsten schöner, füllen Straßen mit Leben und Farben und zaubern Anwohnern ein Lächeln aufs Gesicht.

Guerilla Gardening ist illegal

Ohne offizielle Genehmigung und auf eigene Kosten treiben Guerilla Gärtner auf der ganzen Welt ihr (Un)wesen. Neben den Pflanzen selbst wird für das Guerilla Gardening folgendes Handwerkszeug benötigt: Schaufel, Hake, Gießkanne, Handschuhe, Gummistiefel, Müllsäcke, eventuell auch Blumenerde. Dieses Hobby kann ganz schön ins Geld gehen.

Erlaubt ist das Ganze außerdem nicht. Wer auf Grundstücken der Stadt oder privaten Grundstücken ohne Genehmigung gärtnert, macht sich strafbar. Es handelt sich um den Tatbestand der Sachbeschädigung, der mit Geldstrafen und Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren bestraft werden kann.

Die tausende deutschen Pflanz-Aktivisten scheint das wenig zu stören. Sie gehen ihrem farbenfrohen Protest dennoch nach. Viele von ihnen posten ihre Taten (anonym) in sozialen Medien und ernten dafür virtuellen Applaus. Vor einigen Jahren wurde eine Guerilla-Gärter-Truppe aus München bekannt, die mit Zipfelmützen und künstlichen Bärten nächtlich die Stadt begrünt und von ihren Aktionen verwackelte Handybilder online gestellt haben.

Cannabis in Blumenkübeln

Ein weiterer Fall beschäftigte sogar die Kripo der Stadt Tübingen. Dort hatten Hobby-Gärtner ein Kraut angebaut, dass so illegal ist, wie die Tat selbst. Aus Blumenkästen auf der Neckarbrücke wuchsen plötzlich Triebe der Pflanze Cannabis satifa – zu Deutsch Hanf. Die Pflanzen wurden entfernt, die Verantwortlichen wurden jedoch nie gefunden.

Das Entfernen von Pflanzen ist in vielen Städten gang und gebe. Hier werden Tulpen, Wildblumen und Kräuter, die auf Verkehrsinseln, am Straßenrand oder in Parks wachsen, kurzerhand abgemäht.

Angriff der Saatbomben

Für schwer erreichbare Flächen haben die grünen Kämpfer „Saatbomben“ entwickelt. Über Zäune geworfene Erdballen, bestückt mit Blumensamen und Dünger, entfalten dank Sonne und Regen nach kurzer Zeit ihre Kraft. Guerilla-Gärtner begrünen auf diese Weise etwa Gewerbegebiete, Bahnhöfe, Gleisbetten und Baustellen. Saatbomben – auch Samenbomben genannt, kann man selber herstellen oder fertig kaufen.

Saatbomben kaufen oder selber herstellen

Wer eine verwilderte Fläche entdeckt und den Beschluss trifft, diese zu verschönern, sollte seine Tat gut planen. Robuste und wetterfeste Pflanzen eignen sich hierfür am besten.

Wie man Saatbomben ganz einfach selber herstellen kann, erfährt man in diesem Video:
https://www.youtube.com/watch?v=K2Nq4g76aL8

Inzwischen gibt es Firmen die sogenannte Saatbomben professionell vertreiben. Sie werden meist hübsch verpackt als Geschenk oder Mitbringsel angeboten. Wer Samenbomben online kaufen will, wird beispielsweise in dem umfangreichen Onlineshop www.diestadtgaertner.de oder auf www.dawanda.de fündig.

Bekennerschreiben verfassen

Damit der grüne Angriff auch als solcher erkannt und das neue Stadtgrün nicht als selbstverständlich angesehen wird, stellen viele Pflanz-Aktivisten zusätzlich Schilder auf, auf denen ein paar Sätze zum Guerilla Gärtnern geschrieben stehen.

Manche Guerilla Gärtner verteilen auch Flugblätter oder hängen diese an Straßenlaternen, Ampeln und Stromkästen auf. Auch das ist nicht erlaubt – wer sich dabei erwischen lässt, kann bestraft werden.

Bepflanzte Städte im Mittelalter

Den Ursprung hat der grüne Trend bereits im Mittelalter. Zu dieser Zeit bepflanzten die Vorreiter der Bewegung Städte aber nicht aus ethischen oder ideologischen Gründen, sondern um zu überleben und auch keine Zier- sondern Nutzpflanzen. An Wegesrändern und auf öffentlichen Plätzen wurden Gemüse, Salate und Kräuter angepflanzt und geerntet.

Heute wollen Guerilla Gärtner vor allen eins: Das triste Stadtbild verschönern und die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass die Welt nicht aus Beton ist und dass jede noch so kleine Ritze mit wenig Geld und wenig Aufwand begrünt werden kann. Bei den meisten Anwohnern und Touristen kommt diese Idee gut an. Tipp: Wer mehr zum Thema erfahren will, ist auf der Internetseite des Londoner Guerilla Gärtners Richard Reynolds bestens aufgehoben.

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