Ich bin dankbar

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DankbarkeitHaben wir verlernt, dankbar zu sein? Es ist hierzulande für viele selbstverständlich, gesund zu sein, ein Dach über dem Kopf und einen vollen Kühlschrank zu haben, die Kinder in die Schule schicken zu können und im Krankheitsfall medizinische Versorgung zu bekommen.

 

Wir haben alles und wir wollen noch mehr: ein tolles Auto, Fernreisen, Designerkleidung, schick essen gehen, das neuste Smartphone in der Tasche. Wir kriegen den Hals nicht voll und sind ständig unzufrieden. Anstatt dankbar zu sein für das, was wir haben, sehen wir nur, was uns noch fehlt. Wir arbeiten hart, um uns noch mehr Luxus finanzieren zu können oder wir leben direkt auf Pump. Wir vergleichen uns mit Anderen – mit Kollegen, mit Nachbarn, mit Bekannten und Freunden auf sozialen Plattformen. Ein ewiger Kreislauf, doch am Ende werden wir diese Welt verlassen und wir werden nichts mitnehmen von all dem Hab und Gut, das wir uns zu Lebzeiten angeschafft haben. Vielleicht werden wir ein paar Erben damit eine Freude bereiten. Doch ist es das wirklich wert?

 

Gestern habe ich eine traurige Nachricht erhalten. Das Baby einer Freundin ist in der 39. Schwangerschaftswoche gestorben. Ich war zutiefst erschüttert, genau wie meine Kinder. Wir haben uns fest in den Arm genommen und geweint. In diesem Moment war ich von Herzen dankbar. Ich habe drei gesunde, wundervolle Kinder und ich selbst bin gesund. Wir leben in einer schönen, wenn auch kleinen Wohnung in einem Land, in dem es keinen Krieg gibt, keine Hungersnot und keine Naturkatastrophen. Jeden Tag dürfen meine Kinder kostenlos in die Schule gehen – und egal, wie sehr mich persönlich das Schulsystem manchmal nervt und wie wenig die Kinder Lust auf Hausaufgaben haben – es ist ein Privileg. Wir nagen am Existenzminimum und als alleinerziehende Mutter habe ich sicherlich nicht das einfachste Leben. Viele Wünsche meiner Kinder kann ich nicht erfüllen und wann wir uns das nächste Mal einen Urlaub leisten können, steht in den Sternen. Ich weiß momentan nicht einmal, wie ich mein Auto durch den nächsten TüV bringen soll. Oft liege ich abends wach im Bett und die Gedanken kreisen. Existenzängste quälen mich. Doch wie nichtig sind diese Sorgen in Wahrheit? Worüber denke ich da eigentlich nach? Am Ende zählen doch ganz andere Dinge. Eine glückliche Kindheit ist nicht geprägt vom teuersten Kinderwagen und Markenkleidung. Kinder haben Bedürfnisse, die wir Eltern ohne finanziellen Aufwand erfüllen können. Sie brauchen Liebe, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit und Qualitäts-Zeit. Was sie auch brauchen sind glückliche Eltern. Eltern, die zufrieden sind, mit dem was sie haben und sich nicht jeden Tag aufs Neue quälen, um nach Außen hin mit Anderen mithalten zu können (und am Ende des Tages doch erschöpft und unglücklich sind). Wir Eltern sind Vorbilder für unsere Kinder. Wir sollten dankbar sein, achtsam, das Selbstbewusstsein unserer Kinder stärken und ihnen Werte vermitteln, die sie zu glücklichen Erwachsenen machen.

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