Konsequent inkonsequent

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Das Leben mit drei Kindern stellt mich täglich vor neue Herausforderungen. Die größte Herausforderung für mich, ist es, konsequent zu bleiben. Regeln aufzustellen und sie durchzusetzen und Konsequenzen, die ich androhe, im Zweifel in die Tat umzusetzen. Es fällt mir schwer, meine Kinder zu maßregeln und ihnen Wünsche abzuschlagen. Gleichzeitig habe ich oft das Gefühl, dass sie Grenzen austesten und klare Linien brauchen. Während ich mir eine Kommunikation auf Augenhöhe wünsche, wissen meine Kinder ganz genau, welche Knöpfe sie drücken müssen, um ihren Willen durchzusetzen.

Symbolbild Konsequent inkonsequent © Bildagentur PantherMedia primagefactory

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Inhaltsverzeichnis

Oma und Papa können sich durchsetzen

Wenn meine Kinder etwas Bestimmtes tun oder lassen sollen, werden sie von ihrem Vater und auch von ihrer Oma im Befehlston herumkommandiert und gehorchen prompt. Mir hingegen tanzen sie nur zu gern auf der Nase herum.

Sowohl mein Exmann, als auch meine Mutter sind der Überzeugung, ich sollte strenger sein – härter durchgreifen – und so langsam stelle ich mir die Frage, ob sie damit recht haben könnten.

Kleine Kinder, großer Dickkopf

Heute Morgen kam mein Großer mit einem Stapel Kleidung ins Schlafzimmer, um sich dort anzuziehen. Mein Jüngster lag friedlich schlafend in meinem Arm. „Leon, kannst du dich bitte im Badezimmer umziehen, damit du Tjaden nicht aufweckst?!?“, habe ich ihn im Flüsterton gebeten. Keine Reaktion. „Leon?“ Murren. „Nö. Ich weck ihn schon nicht auf.“

Mama meint das eh nicht ernst

So oder so ähnlich laufen viele unserer Dialoge ab. Nicht nur zwischen meinem Zehnjährigen und mir. Auch meine achtjährige Tochter und mein fünfjähriger Sohn haben längst verstanden, dass Mama nicht so konsequent ist, wie Papa und Oma oder Lehrer und Erzieher es sind.An manchen Tagen machen sie quasi, was sie wollen und ich fühle mich von ihnen ungerecht behandelt. Ich wünsche mir gegenseitigen Respekt, den ich vermisse, wenn sie nicht auf meine Forderungen eingehen. Ich wünsche mir eine Kommunikation auf Augenhöhe . Ich möchte meine Kinder nicht herumkommandieren, Befehle aussprechen, unhöflich zu ihnen sein oder ihnen das Gefühl geben, weniger wert zu sein, als ich. Gleichzeitig möchte ich natürlich, dass sie im Großen und Ganzen auf mich hören. Ein Zwiespalt, in dem ich mich täglich befinde.

Wer ist hier der Boss?!?

Hätte ich meinem Sohn in scharfem Ton gesagt: „Leon, zieh dich im Badezimmer an!“, hätte er vermutlich herumgemotzt und geschimpft, aber er wäre (wenn auch wiederwillig) ins Badezimmer getrottet. Seine Stimmung wäre im Eimer gewesen, meine Nerven hätten die ersten Verletzungen des Tages davongetragen und durch das Gemotze wäre der Kleine vermutlich erstrecht aufgewacht. Aber ich hätte MEINEN Willen durchgesetzt und meinem Sohn gezeigt, wer der Boss im Haus ist.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Ich kann von meinen Kindern nicht erwarten, dass sie bei jeder Kleinigkeit höflich „Bitte“ und „Danke“ sagen, wenn ich nicht selbst mit gutem Beispiel vorangehe. Ich kann von meinem Sohn auch nicht erwarten, dass er seine Schwester nicht im Befehlston herumkommandiert, wenn er das aus seiner eigenen Erziehung nicht anders gewohnt ist.
Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und meinen Kindern die Chance geben, ihre eigene Meinung zu äußern und diese das ein oder andere Mal auch durchzusetzen. Weitläufig wird mein Verhalten als „inkonsequenz“ bezeichnet und ich gebe zu, wirklich konsequent bin ich nicht immer.

Das Leben ist kein Wunschkonzert

Heute Morgen, um beim Beispiel zu bleiben, durfte sich Leon dann doch im Schlafzimmer umziehen – dabei war er rücksichtsvoll und leise. Hätte er seinen Bruder aufgeweckt, hätte ich ihn dafür vermutlich geschimpft. „Ich habe doch gesagt, du sollst ins Badezimmer gehen!“ Dabei hatte ich das so klar nicht formuliert. Ich hatte ihn nur darum gebeten und er hat meinen Wunsch abgelehnt – wie auch ich seine Wünsche oft ablehne.

Tanz auf dem Drahtseil

Es ist eine Gratwanderung. Einerseits möchte ich meine Kinder bedürfnisorientiert erziehen und dazu gehört nun mal, dass ich den Bedürfnissen meiner Kinder Gehör schenke und nicht immer meine eigenen mit dem Gummihammer durchsetze. Andererseits trage ich die Verantwortung für sie und muss sie auf ein Leben vorbereiten, in dem sie nicht selten stumpf gehorchen müssen…

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