Über Wildtiere im Zirkus
„Gehen wir in den Zirkus? Bitte, bitte, bitte!“, für gewöhnlich kann ich meiner Tochter kaum einen Wunsch abschlagen, wenn sie mit ihrem Hundeblick vor mir steht und mich derart lieb bittet… Diesmal war es anders. „Nein. Definitiv N-E-I-N!“, war meine Antwort.
Und daran war nicht zu rütteln. Nicht einmal einen Millimeter weit. Natürlich hatte die Kleine (die inzwischen schon acht Jahre alt ist) nach meiner Erklärung Verständnis für meinen stillen Protest und war am Ende fast wütender auf die Zirkusbetreiber, als ich selbst es seit Jahren bin.
Inhaltsverzeichnis
Zirkusatmosphäre ja, Zirkustiere nein
Ich bin nicht generell gegen einen Zirkusbesuch. Ganz im Gegenteil. Ich lasse mich gerne von der Atmosphäre, von Zuckerwatte, Clowns und Artisten verzaubern. Ich bin lediglich gegen Zirkusbetriebe, in denen Tiere gehalten werden. Und zwar strikt dagegen.
Ich rede nicht vom Haushund, der im Zirkuswagen mitreist und Teil der Zirkusfamilie ist, sondern von Tieren, die für Shows ausgenutzt werden. Ich lasse mir auch nicht erzählen, dass diese Tiere das gerne machen, Spaß daran haben oder es in Ordnung ist, weil die Tiere dieses Leben von Klein an kennen. Das sind alles keine Argumente, die mich überzeugen könnten.
50 Standortwechsel pro Jahr
Es ist in meinen Augen eine riesengroße Schweinerei, dass der Gesetzgeber nicht längst ein Verbot verhängt hat für diese Art der Tierquälerei. In vielen der über 300 umherreisenden Betrieben werden Tiere wildlebender Arten gehalten: Elefanten, Nashörner, Tiger, Löwen, Bären, Giraffen, Kamele – die Liste an mitgeführten Tieren ist lang.
Dass diese Tiere nicht einmal annähernd artgerecht gehalten werden können, liegt auf der Hand. Sie leben in (zu) kleinen Gehegen, wechseln im Schnitt 50 Mal pro Jahr ihren Aufenthaltsort (sind dabei in kleinen Transportwagen gefangen) und werden zu völlig unnatürlichen Kunststücken trainiert.
Einige Tiere werden als Streichel-Attraktion ausgestellt oder Ponys zum Reiten angeboten. Für die Tiere bedeutet dieser Trubel Stress und mit Tierliebe hat das nicht viel zutun.
Mangelndes Fachwissen zur artgerechten Tierhaltung
Zu wenige Auffangstationen für Wildtiere
Nach aktueller Gesetzeslage sind Tierschützer ziemlich machtlos, wenn es darum geht, Wildtiere aus ihrem qualvollen Zirkusalltag zu befreien. Die Haltungsvorgaben für Zirkustiere sind erschreckend gering. Selbst die kontrollierenden Veterinärbehörden können am Leid der Tiere nur wenig bis gar nichts ändern. Würde ein Zirkustier tatsächlich beschlagnahmt, würde sich zuerst die Frage stellen: Wohin mit dem Tier?
Es mangelt an Auffangstationen. Auch der Ortswechsel der Zirkusbetriebe erschwert ein Eingreifen der Behörden, weil ständig ein anderes Amt für den jeweiligen Zirkus zuständig ist. Die deutsche Bürokratie ist in diesem Fall ein Hindernis, das nur mit Mühe überwunden werden könnte – und diese Mühe scheuen viele der Zuständigen. Frei dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich plädiere für ein absolutes Haltungsverbot von Wildtieren
Meiner Ansicht nach ist ein absolutes Haltungsverbot von Wildtieren in Zirkussen (für meinen Geschmack auch das Verbot, heimische Tierarten – wie Ziegen und Pferde – in die Shows einzubinden) der einzige Weg, welcher dringend vom Gesetzgeber gegangen werden muss.
Eine repräsentative Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF-Magazins Frontal21 ergab, dass zwei Drittel der Deutschen GEGEN eine Haltung von Wildtieren in Zirkusbetrieben sind! Lediglich 15 Prozent äußerten keinerlei Bedenken.
Zum Glück gibt es einige Zirkusse, die auf Tierhaltung verzichten. Diese dürfen ohne schlechtes Gewissen besucht werden*:
• Cirkus Flic Flac
• Der Chinesische Staatszirkus
• Cirque du Soleil
• Zirkus Krawalli
Quelle der Zirkusliste: peta2.de