Wege zur glücklichen „Verwilderung“ Natur ist mehr als Bambi, Flocke und Knut

Wir alle wissen es: Die Gegenwart der Natur und das Spiel in ihr sind von immenser Bedeutung für die Befriedigung emotionaler und kognitiver Fähigkeiten von Heranwachsenden. Die Nähe zu Pflanzen und Tieren ist für Kinder wichtig, denn ohne diese verkümmert ihre Bindungsfähigkeit, es schwinden Empathie, Kreativität und Lebensfreude. Da heutzutage oft Filme und Fernsehen Grundlage kindlichen Erkenntnisgewinns sind, werden Bambi, Flocke, Knut & Co zu Symbolen einer verquasten, diffusen und verklärten Naturwahrnehmung.

Symbolbild Kinder im Garten © Bildagentur PantherMedia romrodinka

Symbolbild Kinder im Garten © Bildagentur PantherMedia romrodinka

Für viele Jugendliche (11-16 Jahre) geht die Sonne inzwischen im Norden auf, Hühner legen drei Eier am Tag, Kühe haben elf Zitzen, aus dem Hirsch ist ein Reh, aus dem Rehkitz ein Rehkid geworden. Dennoch ist weder Kulturpessimismus noch Gemecker über den ignoranten Nachwuchs angebracht, denn die Entfremdung von der Natur liegt an den immer artifizielleren Lebensbedingungen, mit denen wir uns umgeben.

Gejoggt wird auf dem Laufband statt im Park, geackert wird im Fitnessstudio nicht im Garten, gegrillt wird auf der Terrasse, denn ein Grillgelage mit Lagerfeuer am See ist zu aufwändig.

Höchste Zeit also, dass wir mit kleinen Schritten an einer glücklichen „Verwilderung“ unserer Kinder arbeiten. Ein perfektes Biotop braucht es dazu nicht. Für den Anfang reicht auch ein kleiner Garten, eine Terrasse oder ein Balkon.

Im Herbst ist Pflanzzeit für im Frühling blühende Blumenzwiebeln und Knollen. Damit kann man Kinder garantiert für die Wunder der Natur begeistern. Besuchen Sie gemeinsam mit dem Nachwuchs das Gartencenter und wählen Sie unter Schneeglöckchen, Krokussen, Schneestolz, Traubenhyazinthen, Tulpen, Narzissen und Hyazinthen die passende Mischung aus. Beachten Sie Farbvorlieben der Kinder und weisen Sie diese auf Blütezeiten hin, so dass sich bei optimaler Auswahl die Familie über einen möglichst langen Zeitraum an den Frühlingsblühern erfreuen kann.

Normalerweise wird nach der Faustregel gepflanzt, dass Zwiebeln und Knollen im Garten etwa zweimal so tief in den Boden gehören wie sie hoch sind. Das ist beim Bepflanzen von Kästen und Kübeln oft nicht möglich: Deshalb genügt hier eine etwa fünf Zentimeter hohe Schicht Blumenerde. Sind in den nächsten Tagen keine Regengüsse angekündigt, werden die Pflanzstellen gründlich gegossen, damit die Zwiebeln und Knollen möglichst schnell Wurzeln bilden können. 

Gemeinsam in der Erde wühlen verbindet, macht Spaß und neugierig. Erklären Sie ihren Kindern, dass in den Blumenzwiebeln die komplette Minipflanze schon angelegt ist, umgeben von den Zwiebelschalen, die das „Blumenbaby“ versorgen und vor Kälte und Verletzungen schützen.

Ein viel robusterer Schutz als bei vielen Pflanzen, die aus einem winzigen Samenkorn sprießen und Wind und Wetter ausgesetzt sind. Zwiebelsprösslinge hingegen können sich ganz auf Wachstum und Blüte konzentrieren. Sobald die erste Frühlingssonne die Erde erwärmt, schießen sie aus dem Boden. Die ganze Aufmerksamkeit der Menschen gehört alleine ihnen. Bis dahin braucht es noch etwas Geduld und Zeit, aber dann wird es um so schöner.

Nebenbei könnten Sie dann auch noch erwähnen, dass die Sonne im Osten aufgeht, die Kuh für gewöhnlich vier Zitzen an ihrem Euter trägt und das Huhn täglich nicht mehr als ein Ei legt.

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