Wie Hörspiele Kinder schlau machen

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„Du hörst nicht richtig zu“, halten wir unserem Nachwuchs gerne vor. Dabei ist Zuhören kein Urinstinkt, sondern muss gelernt werden. Geeignete Hörspiele helfen, Empathie und Wortschatz zu verbessern sowie Konflikte leichter zu lösen.

Symbolbild wie Hörspiele Kinder schlau machen © Bildagentur PantherMedia Michael Rosenwirth

Symbolbild wie Hörspiele Kinder schlau machen © Bildagentur PantherMedia Michael Rosenwirth

Inhaltsverzeichnis

Gute Zuhörer sind erfolgreich

„Zuhören ist die Basis für gelingende Kommunikation“, weiß Helga Kleinen, Projektleiterin bei Auditorix. Das Gemeinschaftsprojekt der Initiative Hören und der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen setzt sich für Hörbildung und Zuhörförderung von Kindern ein. Mit Weiterbildungsprogrammen, einer Online-Hörwerkstatt oder einem Qualitätssiegel für Kinderhörbücher zeigen die Projektleiterin und ihre Kollegen den Stellenwert des Hörens auf. Denn Zuhören macht erfolgreich. Nicht nur, was die Sprache angeht. Gute Zuhörer lösen Konflikte leichter und lernen schneller.

Verschiedene Wortwelten fördern Sprachvielfalt

„Zum Glück gibt es Hörspiele“, freut sich Rainer Brang, Vater von zwei Söhnen. Der Softwareentwickler aus Schwaben stellt seit neun Jahren den MP3-Player Hörbert für Kinder her und weiß, dass Hörabenteuer nicht nur die Konzentration fördern. „Kids lernen verschiedene Wortwelten kennen“, berichtet er. Während Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen von Zootieren und Sprichwörtern handeln, offenbart eine Römergeschichte historische Begriffe.

„Der Wortschatz wächst in jedem Fall, die Sprache wird reicher und bunter“, stimmt Kleinen zu, die sich seit 1997 fürs Zuhören engagiert. Außerdem regen Hörspiele die Fantasie an. „Geräusche haben eine besondere Erzählkraft. Sie erzeugen Bilder im Kopf“, sagt die 49-Jährige. Ein Beispiel: Bei Hufgetrampel stellen sich Kinder vor, wie Ritter beim Turnier aufeinander zu preschen.

Lesen mit spitzen Ohren

Dass auch Hörbücher einen positiven Effekt haben, beweist eine Studie der Universität Lüneburg. Sechs Wochen lang lasen Schüler laut mit einem Hörbuch mit. Das Ergebnis: Leseflüssigkeit, Lesemotivation und das Textverstehen verbesserten sich deutlich. Es gab viele gute, wenig schwache Leser. Ein Lernzuwachs, der ansonsten in durchschnittlich zwei Schuljahren erreicht wird. Zudem fördert Zuhören die Inklusion. Kleinen: „Durch das gesprochene Wort finden auch Kinder aus bildungsfernem Kontext oder Lese-Rechtschreib-Schwache Zugang zu literarischen Texten.“ Die Kids seien nicht ausgeschlossen, wenn Freunde von Geschichten erzählen.

Elektronik für Kinderhände

Kleinen rät, Altersempfehlungen ernst zu nehmen. „Komplexe Handlungen überfordern einen Vierjährigen“, sagt die Mutter von drei Kindern, die früher als Schauspielerin am Kindertheater tätig war. Außerdem brauchen Familien ein Abspielgerät für Kinderhände. „Das muss vor allem robust sein“, sagt Bastler Brang. Beim Spielen fällt das Gerät schnell vom Tisch oder wird im Puppenwagen durchgeschüttelt.

Lange hat der Nürtinger nach einem hochwertigen Kinder-Player gesucht, fand aber nur billige Plastikmodelle. Also schnappte er sich 2009 Säge, Hammer und Schraubenzieher und zimmerte eine Holzbox. Dann fräste er Löcher für Lautsprecher, Knöpfe sowie elf Tasten hinein und schraubte das Ganze mit einem Griff und einer Platine zusammen. Fertig war der erste Hörbert, die Klang-Holzbox.

Heute, neun Jahre später, stehen 15.000 Exemplare in Kinderzimmern rund um den Globus. Einer der hölzernen Hörspieler hat es sogar nach New York ins Museum of Modern Art geschafft, „und dort schon 38.000 Besucher überlebt“, erzählt der Hörspiel-Profi.

Der Held als Alltagslehrer

„Ein gutes Hörspiel lädt die Kids ein, auf Entdeckungsreise zu gehen und hinter die Dinge zu schauen“, bemerkt Kleinen. Entscheidend seien die Protagonisten. „Die Figuren müssen Persönlichkeit zeigen“, bestätigt Brang. Ist ein Held „nur gut“ oder ein Schurke „nur böse“, identifizieren sich Kinder nicht mit ihm. „Wir haben ja auch positive und negative Seiten“, erklärt Hörbert-Erfinder Brang.

Seine zehn und acht Jahre alten Söhne lieben Geschichten, in denen Hauptfiguren Mut beweisen. Egal, ob es dabei um Probleme im Alltag geht, eine Schatzsuche oder Streit mit der Lehrerin. Durch die Reise des Helden lernen die Kids, Konflikte lösungsorientiert auszutragen. „Und sie üben Empathie“, erweitert Kleinen. Mit ein bisschen Hörpraxis erkennen Kinder blitzschnell, ob ihr Held Angst hat oder wütend ist. So können Kinder Gefühle anderer im Alltag leichter deuten und verstehen.

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