Künstliche Befruchtung / In-vitro-Fertilisation

Wer sich für eine künstliche Befruchtung, medizinisch ausgedrückt „In-vitro-Fertilisation“ (IVF) entscheidet, sollte bedenken, dass viele Schritte bis zum hoffentlich positiven Ereignis erforderlich sind. Wie sich der Ablauf gestaltet, wird folgend vermittelt.

Symbolbild Künstliche Befruchtung In-vitro-Fertilisation © Bildagentur PantherMedia vampy1

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Inhaltsverzeichnis

Erster Schritt: Die Hormonbehandlung

Zu Beginn erfolgt in der Regel eine Downregulierung. Dabei wird mittels GnRH-Agonisten bzw. GnRH-Antagonisten eine Unterdrückung der körpereigenen Hormonausschüttung herbeigeführt und ein unkontrollierter Eisprung verhindert.

Abhängig vom Behandlungsschema erfolgt nach ca. 14 Tagen die hormonelle Stimulation der Eierstöcke mit oraler Medikation oder mit Injektionen, damit mehrere Eibläschen gleichzeitig zur Reifung gelangen. Dafür wird meistens ein Präparat mit dem Hormon FSH gespritzt. Da es in seltenen Fällen zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen kann, sollte dieser Prozess nicht ohne ärztliche Kontrolle durchgeführt werden. Ist keine Eierstockstimulation erforderlich, wird die In-vitro-Fertilisation (IVF) im natürlichen Menstruationszyklus durchgeführt. In diesem Fall ist dann von einer “Natural Cycle IVF“ die Rede.

Zweiter Schritt: Einleitung des Eisprungs

Eine Ultraschallkontrolle von Größe und Reife der sich entwickelnden Eizellen erfolgt ungefähr sieben Tage nach Beginn der Hormonstimulation. Parallel dazu werden die Hormonwerte im Blut bestimmt. Die Hormoneinnahme wird beendet, wenn sich die Eizellen herangereift und befruchtungsfähig darstellen. Nach ca. neun bis elf Tagen ab Beginn der Stimulation wird das Hormon HCG (humanes Choriongonadotropin) bzw. ein GnRH-Agonist zur Einleitung des Eisprungs injiziert.

Dritter Schritt: Eizellentnahme

Ca. 36 Stunden, nachdem der Eisprung eingeleitet wurde, wird eine Follikelpunktion durchgeführt. Dabei werden durch die Scheide aus den gereiften Eibläschen mit feinen Nadeln Eizellen entnommen. Dieser Vorgang wird mit Ultraschall überwacht. Beruhigungs- und Schmerzmittel oder eine Vollnarkose sind selten erforderlich. Das Auftreten von leichten Blutungen und/oder ein Wundgefühl gelten als normal.

Vierter Schritt: Befruchtung im Labor

Am gleichen Tag der Eizellentnahme wird frisches oder kryokonserviertes (tiefgefrorenes) Sperma benötigt. Für frisches Sperma masturbiert der Partner im reproduktionsmedizinischen Zentrum. Männer, die mit dem spontanen Samenerguss ein Problem haben, können zu Hause Ihren Samen gewinnen und diesen in einem Spezialbehältnis zum Institut bringen.

Liegt beim Partner eine Fruchtbarkeitsstörung vor, kann das Sperma mittels Hodenbiopsie gewonnen werden. Das anschließende Tiefgefrieren und zeitgerechte Auftauen ist möglich. Im Labor wird die Samenflüssigkeit aufbereitet, bevor Samen und Eizelle zusammengebracht werden. So soll von den Samenzellen die Befruchtungsfähigkeit verbessert und die allergischen Reaktionen bei der Frau minimiert werden. In einer Nährflüssigkeit werden die Eizellen und der Samen zusammengebracht, damit anschließend im Brutkasten die gewünschte Befruchtung der Eizellen erfolgen kann.

Das Vorhandensein von zwei “Vorkernen“ signalisiert, dass in die Eizelle ein Spermium eingedrungen ist. Jetzt können die Eizellen ausgesucht werden, die später eingepflanzt werden sollen. Die anderen können eingefroren oder vernichtet werden.

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Fünfter Schritt: Embryonen in die Gebärmutter einpflanzen

Ist die Befruchtung von einer oder mehrerer Eizellen positiv verlaufen, kommen diese in den Brutkasten, damit sie sich weiterentwickeln können. Zwischen dem zweiten bis spätestens sechsten Tag nach der Eizellentnahme werden mit einem Katheter durch die Scheide ein bis maximal drei der Embryonen in die Gebärmutter eingebracht. Dieser Vorgang wird von den meisten Frauen als kaum bis gar nicht schmerzhaft empfunden.

Sechster Schritt: Assisted Hatching “Schlüpfhilfe“

Sind bereits mehrere Embryoübertragungen erfolglos verlaufen, besteht die Möglichkeit, die Bedingungen für das Einnisten zu verbessern. Diese Verbesserungsmöglichkeit besteht auch, wenn im Vorkernstadium die Eizellen aufgetaut wurden. Dafür wird die äußere Embryohülle mit dem Laser angeritzt. Ein Verfahren, das sich “assistend hatching“ nennt. Inwieweit sich die Erfolgsaussichten damit verbessern, ist umstritten.

Siebter Schritt: Kontrolluntersuchung

Ca. 14 Tage, nachdem der Embryo oder die Embryonen in die Gebärmutter übertragen wurden, kann mittels HCG im Blut festgestellt werden, ob eine Schwangerschaft besteht oder nicht. Mehrmalige Kontrollen gelten zur Sicherheit als Standard. Eine Ultraschalluntersuchung gibt nach ca. einem Monat Aufschluss darüber, ob der Embryo am Leben ist. Auch lässt sich feststellen, ob es sich um Ein- oder Mehrlinge handelt.

Erhöhen sich die Chancen durch eine künstliche Befruchtung?

Ausgehend von einem Behandlungszyklus liegt die Geburtenrate lt. IVF-Register nach einer In-vitro-Fertilisation bei 15 bis 20 Prozent. Das Ausmaß einer eventuell bestehenden Fruchtbarkeitsstörung sowie das Alter der Frau spielen eine gravierende Rolle. Rauchen wirkt sich nachweislich negativ aus.

Welche Risiken sind mit einer In-vitro-Fertilisation (IVF) verbunden?

Jeder der hier genannten Schritte ist mit Risiken verbunden. So kann es passieren, dass trotz Stimulation der Hormone keine befruchtungsfähigen Eizellen zur Verfügung stehen. Dass sich der Embryo nicht in der Gebärmutter einnistet, kann ebenfalls passieren.

Von der Hormonbehandlung können nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische Belastung ausgehen. Ein Überstimulationssyndrom hingegen ist sehr selten. Dieses wäre durch die Überreaktion des Körpers auf die verabreichten Hormone mit Übelkeit, Bauchschmerzen Kurzatmigkeit und Spannungsgefühl im Bauch verbunden.

Werden zwei oder sogar drei Embryonen übertragen, kann sich eine Mehrlingsschwangerschaft entwickeln. Die körperliche Belastung ist dann um ein Vielfaches erhöht. Gleichzeitig erhöht sich die Gefahr von Wehen sowie einer Frühgeburt.

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