Stillen in der Öffentlichkeit

Das Stillen ist im Prinzip eine natürliche und selbstverständliche Sache. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt das ausschließliche Stillen in den ersten sechs Monaten. Müttern wird von allen Seiten geraten, ihr Baby auf diese Weise zu ernähren. Sie ist das Gesündeste und somit auch das Beste für das Kind. Es gibt sogar Stillberatungen falls es damit Schwierigkeiten gibt. Man könnte meinen, es sei selbstverständlich und gehöre zum alltäglichen Bild dazu. Doch es ist in der Öffentlichkeit – jedenfalls in Deutschland – eine heikle Sache. Erst kürzlich hat die Schauspielerin Nina Bott die Diskussion um das Thema wieder ins Rollen gebracht. Sie wurde, als sie in einem Hamburger Café ihrem Sohn die Brust geben wollte, gebeten, das Café zu verlassen.

Symbolbild Stillen in der Öffentlichkeit © Bildagentur PantherMedia evgenyataman

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Grundlagen

Wirft man einen Blick in das Mutterschutzgesetz, gibt es eine klare Positionierung, stillende Mütter zu schützen und zu unterstützen. So sollen Arbeitgeber ihnen regelmäßige Stillpausen gewähren und ihnen die Möglichkeit geben, sich auszuruhen. Eine deutliche Stellungnahme des Deutschen Bundestags gibt es jedoch leider noch nicht. Es ist demzufolge hier in Deutschland durch öffentlich-rechtliche Vorschriften nicht explizit geregelt, also weder ausdrücklich erlaubt noch verboten, seinem Kind in der Öffentlichkeit die Brust zu geben. Als eine Ordnungswidrigkeit kann es jedoch nur gelten, wenn das Entblößen der Brust als eine Erregung öffentlichen Ärgernisses interpretiert würde, das gegen die anerkannten Regeln von Anstand und Ordnung in hohem Maße verstößt. Da dies in der Regel nicht der Fall ist, kann dagegen in der Öffentlichkeit nicht vorgegangen werden. Ordnungsrechtlich ist es in keiner Weise zu beanstanden. Bei dem von Nina Bott geschilderten Fall sieht die Lage leider ein wenig anders aus. Der Gastwirt hat das Hausrecht in seinem Café. Er allein kann entscheiden, ob er das Stillen in seinem Lokal duldet oder nicht und kann ein Hausverbot erteilen, wonach sich die Mutter zu richten hat. Es liegt auf der Hand, dass es sich hierbei um eine Diskriminierung handelt. Während das Stillen in den USA auch gesetzlich erlaubt ist, hängt Deutschland noch hinterher und sollte umgehend Stellung beziehen. Auch in islamischen Ländern ist es Teil der Kultur und gehört schon längst auch in der Öffentlichkeit mit dazu.

Ein Meinungsbild der Bevölkerung

Aus welchem Grund jedoch stören sich heutzutage immer wieder Menschen an dem Anblick einer stillenden Mutter? Anstößigkeit ist hierbei ein Hauptargument, es gehöre sich eben nicht. Es müsse ja nicht unbedingt beim Essen sein, erst Recht nicht am Nebentisch. Einige Menschen stören sich an der Freizügigkeit, die die Mutter dabei zur Schau stellt und wünschen sich, dass sie dafür einen geschützten Raum aufsucht. Kaum zu glauben in einem Land, in dem Nacktheit in Film und Fernsehen und öffentlichen Plätzen eigentlich selbstverständlich geworden ist. Laut einer von der Stillkommission durchgeführten Studie, stillen ca 2/3 der Mütter öffentlich. Ca. 50 % der Bevölkerung nehmen dies überhaupt nicht wahr, ungefähr 25% der Bevölkerung ist es egal.Insgesamt 6% stören sich daran und lehnen es ab.

Stillen ist und bleibt die natürlichste Sache der Welt

Es ist also an der Zeit dafür zu sorgen, dass die Menschen wahrnehmen, dass das Stillen eine vollkommen normale Art und Weise ist, sein Kind zu ernähren.

Denn erst, wenn dies wieder zu dem alltäglichen Bild dazugehört und darüber wieder mehr aufgeklärt wird, kann eine Akzeptanz diesbezüglich geschaffen werden. Jede Frau kann jedoch ihren Teil dazu beitragen, indem sie sich eben nicht auf die Toilette zurückzieht, sich und ihr Baby mühsam unter Tüchern versteckt oder das Stillen auf zuhause verschiebt. Vielmehr sollte sie selbstbewusst ihrem Baby in der Öffentlichkeit die Brust geben, um selbst ein Statement zu setzen. Denn je mehr Frauen dies tun, umso normaler wird das Bild einer stillenden Frau auch wieder in unserer Gesellschaft.

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